Bären, Pferde, Berge und Wellen
Abenteuer in Asturien
Magazine → Ausgabe #20 →
Asturien im Norden Spaniens hat so ziemlich alles zu bieten, was man sich nur wünschen kann. Berge, Bären, Flüsse und Meer. Und alles ganz nah beieinander. Osos & Olas, Bären und Wellen, nimmt dich mit auf eine Entdeckungsreise durch diese wunderschöne Region: von den höchsten Gipfeln bis zum azurblauen Meer. Zu Fuß, zu Pferd, beim Segeln und Surfen. Los geht’s.
Die sanft sengende Sonne ist bereits am Abklingen, trotzdem schreit mein Körper nach Abkühlung. Eine große Steintränke für Pferde und Kühe am Rande der Braña dient hervorragend als Schwimmbad. In meinem Enthusiasmus vergesse ich kurz, dass das Bergwasser eiskalt sein könnte, und das ist es auch. Na ja, was soll’s.
Wenige Augenblicke später sitze ich mit einem einheimischen Bier in der Hand im glasklaren, kalten Wasser und betrachte die zerklüfteten Gipfel des Kantabrischen Gebirges in Asturien. Die Umrisse heben sich scharf im Licht der Sonne ab und verabschieden sich in Orange, Rosa und Rot. Ihr Tag ist vorbei.
Hinter mir bereitet unsere Bärenführerin Sofia González Berdasco in ihrem Teitu, einer Steinhütte mit einem Dach aus getrocknetem Ginster, eine kräftige Mahlzeit zu. Zusammen mit anderen ähnlichen, aber baufälligeren Hütten, bildet Sofias Haus die Braña La Corra, eine Sommerresidenz für die Vaqueiros d’Alzada, lokale nomadische Viehzüchter.
Vaqueiros
Sofia stammt von diesen Vaqueiros ab; ihr Nachname Berdasco ist ein typischer Vaqueiro-Name. “Ich stamme nicht von ihnen ab. Ich habe ihr Blut in meinen Adern. Ich bin eine echte Vaqueira”, lacht Sofia fröhlich, während ihre hellgrünen Augen stolz funkeln. “Die Vaqueiros leben im Rhythmus der Herde, im Rhythmus der Jahreszeiten. Wir ziehen mit unseren Rindern durch die Berge im Westen Asturiens und in den Nordwesten Leóns, der Nachbarprovinz. Im Sommer leben wir auf Brañas wie dieser, hoch oben in den Bergen. Im Winter haben wir unsere tiefer gelegenen Häuser.”
Sofia ist keine Kuhhirtin mehr. Man könnte sie als moderne Vaqueira bezeichnen: im Frühjahr und Sommer ist sie in ihren geliebten asturischen Bergen unterwegs, den Rest des Jahres reist sie mit ihrem Wohnmobil.
“Die Vaqueiros leben im Rhythmus der Herde”.
Somiedo-Nationalpark
In dieser Nacht schlafen wir gemütlich unter dem unendlichen Sternenhimmel, mit Blick auf die Braña Cuerragu, hoch oben in den Bergen des Somiedo-Nationalparks. Dieser wurde im Jahr 2000 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt – dank der traditionellen Viehzucht der Vaqueiros. Der Somiedo-Nationalpark ist ein Hotspot des seltenen kantabrischen Braunbären. Im Jahr 2009 gab es nur noch 30 Tiere. Seitdem ist ihre Zahl auf etwa vierhundertfünfzig angewachsen. Mit einem guten Bärenführer wie Sofia, die genau weiß, wo die Bären zu finden sind, hat man die besten Chancen, den Braunbären in natura zu sehen. Und auch wir werden Bären sehen. Schließlich heißt diese Reise nicht umsonst “Bears and Waves”.
Camín Real de la Mesa
Früh am nächsten Tag, starten wir in der milden Morgenröte und wandern weiter entlang der gestrigen Route, dem Camín Real de la Mesa. “Es gab eine Zeit, in der die Römer einen Traum hatten: das Hochland im Norden der Iberischen Halbinsel zu erobern, um ihr Reich zu vergrößern”, erzählt uns Javier González, der Organisator von Bears and Waves. “Dieses Gebiet war wichtig, wegen des Eisen- und vor allem Goldvorkommen. Ein Rohstoff, der von den Römern in diesem Teil Asturiens eifrig gesucht wurde, um die Münzen des Reiches herzustellen.
Wie überall in ihrem Reich war auch hier der Bau einer gepflasterten Straße eine ihrer Bemühungen. Denn das Eisen und das Gold (und die Soldaten) mussten schnell weiter transportiert werden. So entstand also im Mittelalter der Camín Real de la Mesa. Der wichtigste Weg für Menschen, Vieh und Waren von Asturien in die Länder León und Kastilien. Man könnte den Camín Real de la Mesa als die alte Lebensader Asturiens bezeichnen.”
Wir wandern durch idyllische Landschaften. Herden von halbwilden Pferden nähern sich uns neugierig, um uns zu begrüßen. Wolkenfetzen versuchen, sich an die grünen Hügel zu schmiegen. Noch weiter oben, blicken wir über die Wolken, die einen weißen, wolligen See zu bilden scheinen. In der Luft liegt der Duft von blühendem Stechginster. Für einen Moment spielt die Welt keine Rolle mehr.
“Seit Generationen nutzen Einwohner die Pferde, um sich durch die Berge zu bewegen. Pferde sind tief in unserer Seele verwurzelt”
Cowboy-Kultur
Nach einem einstündigen Fußmarsch treffen wir Avelino Ardura Crespo, der mit Pferden bereitsteht. Mit seinem Cowboyhut, der Lederhose und den Sporen sieht er aus wie aus einem Western. Aber einem spanischsprachigen. “Die Cowboy-Kultur ist in den Gemeinden Somiedo und Belmonte, durch die der größte Teil des Camín Real de la Mesa verläuft, stark ausgeprägt”, sagt Avelino. ” Seit Generationen nutzen Einwohner die Pferde, um sich durch die Berge zu bewegen. Pferde sind tief in unserer Seele verwurzelt.”
Und diese Seele ist auch heute noch lebendig. “Asturien hat eine lange Geschichte der Pferdezucht und des Reitsports”, sagt Avelino, während wir auf dem Pferderücken über schmale Steinpfade, an dicht bewaldeten Hängen und über offene Grasflächen reiten. “Wir haben mehrere einheimische Pferderassen, darunter das Asturcón, auf dem ihr gerade sitzt, und das Pura Raza Asturiana. Diese Pferde sind klein, aber sehr stark und widerstandsfähig und werden häufig für Reitsportarten wie Dressur, Springen und für den Stierkampf eingesetzt.”
Eine weitere wichtige Tradition Asturiens ist die Romería, eine religiöse Pilgerfahrt zu Pferd, die im Sommer stattfindet. Bei dieser Wallfahrt werden lokale Heiligenstatuen zur Kirche gebracht, während die Reiter in traditionelle Kostüme gewandet, asturische Lieder singen.
Apfelwein
Und was folgt einem Tag zu Pferde durch die schöne Umgebung Asturiens? Richtig! Ein Lamm, langsam auf einer espicha über einem niedrigen Holzfeuer gegart und regelmäßig gewendet, bis die Haut knusprig und das Fleisch saftig und zart ist. Und das spült man ganz nach asturischer Art mit lokalem Apfelwein hinunter.
Javier González gießt den Apfelwein aus großer Höhe in ein Glas. Lächelnd reicht er es mir. “Dieses erfrischende, leicht alkoholische Apfelgetränk wird aus speziellen Mostäpfeln wie dem Raxao, dem Verdialona und dem Regona hergestellt, die nur in Asturien wachsen. Unser Apfelwein wird nach traditionellen Methoden hergestellt und durchläuft einen Gärungsprozess in Kastanienfässern, wodurch er seinen einzigartigen Geschmack und sein Aroma erhält. Ich gieße ihn aus dieser Höhe in das Glas, um dem Getränk Luft zuzusetzen und so das Aroma zu verstärken und eine leichte Blasenbildung zu erzeugen. Diese Art des Einschenkens nennen wir escanciado. Asturischer Apfelwein ist nicht kohlensäurehaltig, hat also einen niedrigen Alkoholgehalt und sollte gekühlt getrunken werden, um den besten Geschmack zu entfalten. Er ist ein wichtiger Teil der asturischen Kultur. Es gibt sogar spezielle Apfelweinhäuser, die sidrerías.” An diesem Nachmittag blieb es nicht bei einer Flasche. Die lokale Kultur sollte ausgiebig genossen werden.
Das Lamm wird langsam auf einer espicha über einem niedrigen Holzfeuer gegart
Bären
Der Bürgermeister
Cachopo
“Der Tourismus ist ein Motor des Wandels und des Fortschritts in der Region. Aber er muss nachhaltig betrieben werden”
Den Fluss hinauf
Den Bauch gefüllt mit lokalen Köstlichkeiten schlafen wir im Palacio del Cardenal Cienfuegos, einem der alten Herrenhäuser der Region. Hier kannst du dich einen Abend lang wie ein echter spanischer Adliger fühlen. Heute lassen wir die Berge hinter uns und paddeln mit den Kajaks weiter hinunter zum Meer. Wir befahren einen Abschnitt eines der wichtigsten Flüsse Asturiens: den Nalón. Die Sonne scheint, und das Wasser glitzert silbrig, als wir unsere Kajaks in den Fluss setzen.
Die tief hängenden Bäume am Ufer des Nalón scheinen uns zu drängen, langsam und gemächlich den Fluss weiter zu erkunden. Ab und zu erhebt sich ein schläfriger Vogel aus dem Wald, der von uns Verrückten in seinem Mittagsschlaf gestört wird. Wir fahren durch leichte Stromschnellen und Seerosenfelder. In der Ferne, am Ufer, können wir die Häuser der Stadt Pravia ausmachen, der Hauptstadt Spaniens zur Zeit der asturischen Monarchie.
Die kantabrische Küste
Endlich, nachdem wir die höchsten Berggipfel erwandert, hohe Almen zu Pferd beritten und mit dem Kajak den Nalón befahren haben, kommen wir an der kantabrischen Küste in San Esteban an. Einst eine wichtige Hafenstadt.
Wir checken im historischen Hotel Brillante ein. Das Gebäude, in dem sich die 1905 eröffnete legendäre “Pension Brillante” befand, wurde 2021 als “Gran Hotel Boutique Brillante” wiedereröffnet. Das Hotel pflegt die Geschichte und den Charme des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, als der Hafen von San Esteban einer der wichtigsten Seehäfen Spaniens war.
Unter den zahllosen Gästen, die während einiger glorreicher Jahre im Brillante logierten, weilte der berühmte Dichter Rubén Darío. Er war der größte Vertreter der literarischen Moderne in spanischer Sprache. Dario residierte während eines sehr wichtigen persönlichen und beruflichen Lebensabschnittes in einem Zimmer mit spektakulären Fenstern, zu dessen Ehren die heutige Gran Suite Rubén Darío benannt ist.
San Esteban ist ein kleines Fischerdorf. Der Leuchtturm, den wir bereits kennenlernten, ist eines der Wahrzeichen
San Esteban ist ein kleines Fischerdorf. Der Leuchtturm, den wir bereits kennenlernten, ist eines der Wahrzeichen. Er steht stolz auf einem Felsen und bietet einen atemberaubenden Blick auf das Meer und die Küste. “Der Leuchtturm wurde 1865 erbaut und spielte eine wichtige Rolle bei der Überwachung der Schifffahrtsrouten vor der Küste Asturiens”, erklärt Javier.
Auch die Landschaft rund um San Esteban ist beeindruckend: Klippen, Strände und schroffe Hügel mit Blick auf das Meer. Wir besteigen ein Wassertaxi und fahren auf dem Rio de San Esteban ein Stück zurück ins Landesinnere. Das Castillo de San Juan de la Arena liegt etwa sieben Kilometer von der Küste entfernt. “Würdest du das angreifen?”, fragt Javier und zeigt auf die steilen Hänge, die die Burg umgeben. Ich schaue hinaus. “Das Castillo de San Juan de la Arena stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde ursprünglich gebaut, um die Küste vor Angriffen von Piraten und anderen Feinden zu schützen”, weiß Javier.
Surfen
Diese Piraten hatten keine Surfbretter. Wahrscheinlich wären sie einfach surfen gegangen, anstatt zu kämpfen und zu stehlen. Die leicht brennende Sonne lässt heute wieder ein wenig nach, aber eine Abkühlung kann mein Körper immer gebrauchen. Zum Glück gibt es ein salziges Meer und ein Surfbrett vor mir. Die Wellen brechen und kräuseln sich. Komm, komm, scheinen sie zu sagen. Na ja. Wer kann das schon ablehnen?
Wage den Sprung nach Asturien
Bären und Wellen
Wir sind mit Osos & Olas gereist, die sich auf Abenteuer und Natur in Asturien spezialisiert haben. Im 6-tägigen Standardprogramm entdeckst du entspannt die Berge, Flüsse und Küsten der zentralen Region von Asturien. Wildtierbeobachtung, Wandern, Reiten, Kanufahren, Surfunterricht und Stand-up-Paddle-Touren. Es ist alles möglich. Jede Reise ist zu 100 % anpassbar. Egal ob du als erfahrener Abenteurer den Nervenkitzel im Hochgebirge suchst oder als Familie mit Kindern auf der Suche nach lustigen Aktivitäten bist. Osos & Olas sorgt dafür, dass du Asturien entdeckst und nie wieder vergisst.
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