Entdecke die Ostsee-Routen
Der Blekinge-Archipel
Als vor zehntausend Jahren das Eis der letzten Eiszeit schmolz, entstand diese Inselgruppe in der schwedischen Provinz Blekinge mit ihren mehr als 1.000 Inseln und 90 Kilometern Küstenlinie. Heute ist ein Teil davon UNESCO-Biosphärenreservat. Ein Netz von Routen, abgekürzt ARK56, führt durch diesen erstaunlichen Winkel unseres Planeten.

BISON
Eriksberg in Blekinge ist Heimat für über 200 Vogelarten, wie ich später von Per-Arne Olsson (54) erfahre. Er erweist sich als ein Mann der Zahlen: „Wir haben fast 1.200 Arten von Schmetterlingen hier, 16 Fledermaus- und 117 Mückenarten.“
„Mücken!?!“, unterbreche ich ihn.
„Sie stechen nicht“, versichert mir Olsson. Er zeigt zum Himmel. „Mit ein bisschen Glück sehen wir heute vielleicht noch einen Fischadler.“ Er senkt den Finger wieder. Vor uns liegt ein See, in dem sechs Arten von Seerosen treiben: gelbe, weiße und rosafarbene.
Direkt vor uns überquert ein Wisent die Straße. Zum Glück sitze ich im sicheren Auto! Das riesige Tier wiegt 500 Kilo. Aber keine Panik
WO SIND WIR GENAU?
Wir haben gerade den Naturpark Eriksberg betreten, einen 925 Hektar großen Wildpark, den Olsson seit 18 Jahren leitet. Er kennt alle Tiere mit Namen, vermutlich auch mit Spitznamen. Direkt vor uns überquert ein Wisent die Straße. Zum Glück sitze ich im sicheren Auto. Das riesige Tier wiegt 500 Kilo. Aber keine Panik. Olson kennt die Kuh: „Eine alte Dame.“
Unser amerikanischer Kameramann ist total baff: „Büffel! Soll das ein Witz sein?“ Da ist er bis in die Alte Welt geflogen und dann gibt es hier Bisons, seine Lieblingstiere aus Kindertagen. Bescheiden fragt er: „Stimmt es, dass sie hier viel kleiner sind als zu Hause?“

Olsson nickt: „Der europäische Bison, auch Flachland-Wisent genannt, ist ein kleinerer Verwandter der Bewohner des Great Bison Belt in Amerika.“ Hier gibt es 55 europäische Bisons. In ganz Europa verteilt leben 5.000 in freier Wildbahn. Wenn man dazu noch diejenigen zählt, die in privaten Parks leben, also auch die in Eriksberg, kommt man auf ca. 7.000 Tiere. Das hört sich viel an, aber im Vergleich gibt es mehr Spitzmaulnashörner auf der Welt als Europäische Bisons.
Die schwedischen Big Five
„Und wie ist es mit den Elchen?“, will ich wissen. „Bekommen wir die auch zu sehen?“
„Es gibt hier nur Tiere, die schon immer in dieser Gegend gelebt haben: Rotwild, Damwild, Wildschwein, Mufflon“, sagt Olsson. Und europäische Bisons, wie es scheint. Die schwedischen Big Five, könnte man sagen, obwohl der Elch fehlt. Offenbar ist die Vegetation hier ungeeignet für diese Ikone Schwedens.
EINE LEGENDE
Bengt Berg war einer der Gründer des Parks und eine Ikone, denn Bengt Magnus Kristoffer Berg (1885–1967) war nicht nur Vogelkundler, sondern machte ab 1910 auch Karriere als einer der ersten Naturfotografen der Welt. Er war talentiert und mutig, fotografierte zum Beispiel Bartgeier im Himalaja vom Heißluftballon aus. Seine Arbeit wurde hoch geschätzt, wie die folgende Geschichte belegt: Blicken wir zurück ins Jahr 1925. In Berlin haben Charlie Chaplins Goldrausch und der legendäre Film Panzerkreuzer Potemkin Premiere, und derweil stehen die Leute Schlange für einen ganz anderen Film. Schon seit vier Monaten strömen die Leute ins Victoria-Kino, eins der größten Lichtspielhäuser jener Zeit, mit Platz für 2.600 Zuschauer.

Der Saal ist zweimal am Tag komplett ausverkauft. Sprecher ist der schwedische Naturfilmer Bengt Berg. Und während das Publikum Tiere beobachtet, die es nie zuvor gesehen hat – etwa Schuhschnäbel im südlichen Sudan – erzählt eine sanfte Stimme Geschichten dazu. Ein Mann, der schon überall gewesen ist: Afrika, Indien, Bhutan. Ein Weltreisender, Naturfilmpionier und vor allem Tierfreund. Der Mann, der 1938 das Naturreservat Eriksberg gründen sollte. Es ist sein Verdienst, dass es heute in Schweden noch Seeadler gibt, ebenso wie Graugänse, Steinadler und Höckerschwäne. Eine wahre Naturschutz-Legende.
Über uns kreist ein Seeadler, und habe ich da nicht aus dem linken Augenwinkel ein Wildschwein gesehen?
Wir stehen auf der Terrasse eines Glamping-Zelts, das man für 560 Euro pro Nacht buchen kann. Das von einem Architekten entworfene Glamping-Zelt sieht aus wie ein Filmset, einschließlich des Retro-Feldstechers. Wir übernachten hier nicht, aber wir essen im Park zu Abend. Die Outdoor-Köche Malin Nilsson und Björn Palm, beide in rotkarierten Hemden, bereiten unsere Mahlzeiten zu; es gibt Damhirschfilet. Wir essen, was das Land uns schenkt. So macht man das hier. Man geht nicht zum Metzger und holt hundert Gramm Rinderhack. Wenn man in Eriksberg ist, isst man frisch erlegten Hirsch.
Naturschutzgebiet Eriksberg
Geh auf Safari in Eriksberg im Südosten Schwedens und erlebe wilde Tiere in ihrer natürlichen Umgebung. Rothirsche, Damhirsche, Père-Davids-Hirsche, europäische Wisente, Wildschweine und Mufflons streifen in diesem einzigartigen Naturschutzgebiet des Archipels frei umher. Mit über neun Quadratkilometern ist Eriksberg heute eines der größten Naturschutzgebiete Nordeuropas.
Die Ostsee
Mit einer Fläche von 2.941 Quadratkilometern (0,7 % der Gesamtfläche des Landes) ist Blekinge die zweitkleinste Provinz Schwedens. Sie hat eine 90 km lange Küstenlinie und mehr als tausend kleine und große Inseln. Sie grenzt an die Ostsee, ein Meer, das morphologisch gesehen noch jung ist. Die Ostsee gibt es “erst” seit dem sechsten Jahrtausend vor Christus. Sie entstand, als das skandinavische Eisschild am Ende der letzten Eiszeit zu schmelzen begann, zunächst in Form eines Süßwassersees. Dieser verwandelte sich wieder in Eis, was als “The Big Freeze” bezeichnet wurde. Dann begann das Meerwasser zu steigen, und alles wurde überflutet. Die Ostsee ist immer noch weniger salzig als zum Beispiel die Nordsee. Sein Brackwasser ist das Ergebnis der Zufuhr von Flusswasser. Es gibt auch kaum einen Gezeitenunterschied.
ARK56
Seit 2011 ist die Blekinge-Inselgruppe ein UNESCO-Biosphärenreservat. Das Meer der Möglichkeiten, das der Archipel bietet, kannst Du auf dem Fahrrad, zu Fuß, im Kajak oder mit dem Boot begehen bzw. befahren. Dank der Schaffung und Markierung neuer und der Erneuerung und Digitalisierung bereits vorhandener Wanderwege sind alle Wege heute wunderbar zugänglich. All das ist jetzt über eine App zugänglich. Alle Wege – Wander-, Bike- und Kajak-Strecken – sind durch 13 Knotenpunkte verbunden. Hier findest Du unter anderem Grillstellen, Anlegeplätze, wunderbare Essgelegenheiten, Hotels und andere Übernachtungsmöglichkeiten. Die App ist benutzerfreundlich und in englischer Übersetzung verfügbar.