Entdecke einen atemberaubenden Reichtum an Wildtieren
Costa Ricas wilde Schätze
So klein und doch voller Rekorde: Im Verhältnis zu seiner geringen Größe ist Costa Rica eines der Länder mit der größten biologischen Vielfalt der Welt, und 99 Prozent seines Stroms wird aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Darüber hinaus belegt es im renommierten Happy Planet Index kontinuierlich hohe Plätze und zeigt damit seine Fähigkeit, ein hohes Maß an Wohlbefinden mit einem relativ geringen ökologischen Fußabdruck zu erreichen. WideOysters Lead Explorer Malte Clavin entdeckt die wilden Schätze der Regenwälder, Strände und Sümpfe Costa Ricas.
Mein Blick schweift über unberührtes Grün bis hin zum Horizont. Dicht bewachsene Hügel scheinen sich zu bewegen wie aufgewühltes Meer. Zusammen mit Enrique, unserem Führer und Fahrer, und meiner Frau Annette bin ich auf dem Weg nach Cahuita an der Karibikküste, leicht benommen, denn Enrique hat uns um fünf Uhr morgens aus dem Bett gejagt. “Heute gibt es viel zu sehen”, versprach er. Das war nicht ganz richtig. Jeden einzelnen Tag gab es in Costa Rica etwas zu sehen.
Der Parque Nacional Cahuita ist relativ klein, aber er bietet eine erstaunliche Vielfalt an Flora und Fauna, weiße Sandstrände und eines der letzten intakten Korallenriffe Costa Ricas. Der Wanderweg führt uns über glatte Holzplanken durch den Dschungel.
Hoch über uns ertönt ein seltsames, tiefes Brummen aus den Bäumen. Brüllaffen! Sie haben uns entdeckt und versuchen, uns mit ihrem furchterregenden Ruf zu verscheuchen. “Manchmal pinkeln sie auch herunter”, fügt Enrique hinzu.

Im steten Wechsel durch den Dschungel und am Strand entlang, eröffnen sich uns immer wieder wunderschöne Rastplätze und Strandabschnitte. Auf kleinem Raum bestaunen wir die Vielfalt von uralten Baumriesen, Mangrovendickichten, kleinen Lagunen und Sumpflandschaften. Ein Baum sticht im wahrsten Sinne hervor: Der Sandbüchsenbaum. Seine glatte, graue Borke ist mit 1 bis 2 cm langen, konischen Stacheln übersät. Der weiße Milchsaft des Sandbüchsenbaumes ist sehr giftig und wurde von Fischern als Fischgift und von den Ureinwohnern als Pfeilgift genutzt. Diese wilden Zeiten sind vorbei, heutzutage ist der Stamm als Zierbaum beliebt.
Innerhalb kurzer Zeit entdecken wir die Arten Birkenschnäpper, Pelikan, den auffälligen Fregattvogel und den schönen Tukan. Habe ich schon den Zebrafalter, die grüne Motte und die Flamme erwähnt?

Innerhalb kurzer Zeit erblicken wir die Vogelarten Birkentyrann, Pelikan, Prachtfregattvogel, und den wunderschönen Tukan. Habe ich den Zebraschmetterling, die Grüne Motte (Urania Fulgens) und die Fackel (Dryas iulia) erwähnt? Ach, es ist prächtig. Doch das Schauspiel ist noch nicht vorbei.
Kurz darauf beobachten wir zwei Nasenbären, wie sie emsig im Laub nach Fressbaren stöbern. Sie lassen sich von unserer Anwesenheit überhaupt nicht stören und nähern sich bis auf Armeslänge.
Zwei Stunden später steigen wir wieder ins Auto. Fünf Minuten später tritt Enrique auf die Bremse. Er deutet auf einen Baum in etwa zwanzig Metern Entfernung. Annette jauchzt vor Freude. Mir ist klar, dass es ein Faultier sein muss – ein solches zu sehen war ihr einziger Wunsch für diese Reise.
Das Dreizehenfaultier scheint es sich oben im Geäst gemütlich gemacht zu haben. Beide Hände ruhen unter seinem Kinn und es schaut gleichmütig in die Welt. Bekannt sind die Faultiere durch ihre sehr langsamen Bewegungen und langen Ruhephasen. Beide Eigenschaften sind auf den extrem niedrigen Stoffwechsel zurückzuführen, der wiederum auf der energiearmen Blattnahrung basiert. In ihrem Fell wachsen Algen, die ihnen eine grünliche Färbung verleihen. Das tarnt sie zugleich vor ihren Fressfeinden wie Großkatzen oder Greifvögeln.
‘Das ist Uvita. Kolumbus blieb dort 1502 achtzehn Tage lang, ging an Land und nahm Kontakt mit den ersten Ureinwohnern auf’
Selva Bananito
“Mal sehen, was die Natur uns zu zeigen bereit ist.” Anselmo Harriett hebt sein Teleskop auf einem Stativ auf die Schultern und gibt uns ein Zeichen, ihm so leise wie möglich zu folgen. Annette und ich sind zu Gast im privaten, 1.750 Hektar großen Naturschutzgebiet Selva Bananito. Nur 350 Hektar sind bewirtschaftet, mit Feldern, Ställen und Lodges – der Rest ist unberührter, primärer Regenwald.
Anselmo schleicht vor uns über Wege, Wiesen, Wälder und zeigt uns die erwachende Tierwelt am frühen Morgen vor Sonnenaufgang. Auf Ästen und in Büschen entdecken wir farbenfrohe Tiere mit ebenso exotischen Namen: Kahnschnabelreiher, Schwefelmaskentyrann und einen Frosch namens Schwarz-grün marmorierter Goldbaumsteiger.

Selva Bananito ist ein wichtiger Pionier der privaten Naturschutzgebiete in Costa Rica. Sein Besitzer Jürgen Stein ist deutscher Auswanderer in dritter Generation.
Bei der Erkundung des Grundstücks betreten wir einen 20 Meter breiten und etwa 400 Meter langen Grünstreifen. Dann geht Jürgen zu einer etwas überdimensionierten Garage und holt ein riesiges rotes mechanisches Insekt heraus. Wir trauen unseren Augen nicht: Ist das ein Hubschrauber. “Nein, es ist ein Tragschrauber”, korrigiert Jürgen. “Und viel sicherer als ein Hubschrauber. Wer will zuerst?”
Aufgeregt wie ein Sechsjähriger hebe ich meine Hand. Keine zehn Minuten später heben wir ab. In dem offenen Tragschrauber blicke ich über kilometerlange saftgrüne Baumkronen. Jürgen nennt das ‘seinen Brokkoliwald’. Tränen der Rührung steigen mir in die Augen. Das Anwesen erstreckt sich bis auf eine Höhe von 640 Metern. Dort grenzt es an den Nationalpark La Amistad, der 1983 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Wir drehen uns um und fliegen in Richtung Meer. “Siehst du die kleine Insel da vorne?” fragt Jürgen. “Das ist Uvita. Kolumbus blieb dort 1502 achtzehn Tage lang, ging an Land und nahm Kontakt mit den ersten Ureinwohnern auf.’
Aufgeregt wie ein Sechsjähriger hebe ich meine Hand. Keine zehn Minuten später heben wir ab. In dem offenen Tragschrauber blicke ich über kilometerlange saftgrüne Baumkronen

Bei den Cabécar in Jameikari
Urbano Chavez ist eine sehr vitale Erscheinung. 47 Jahre alt, keine Falten, kein graues Haar. Was ist das Geheimnis seines jugendlichen Aussehens, will ich wissen. Er lächelt bescheiden, deutet auf unser Abendessen und antwortet „Organic food“. Begierig verschlingen wir das Mahl aus Reis, Ei und Taro-Wurzel. Schließlich liegen auch drei Stunden Wanderung durch Regen, Bäche, Sumpf und steile Anstiege hinter uns. Jetzt mampfen wir in der Bretterhütte von Urbanos Familie, seine kleinen Söhne Maximiliano und Ketelik beäugen uns dabei neugierig.
Etwa 36 Menschen leben hier in dem abgelegenen Dorf Jamaikari in der Region Talamanca im Osten Costa Ricas. Ihre Haupteinnahmequelle ist die Landwirtschaft, insbesondere der Anbau von Bananen, Yuca und Platanen. Nur sehr wenige, so wie Urbano, verdienen zusätzlich Geld mit Besuchern.
Die Dörfer der Cabécar sind einzigartig, da sich die Häuser nicht um einen zentralen Ort gruppieren, sondern verstreut liegen, manchmal Kilometer voneinander entfernt.
Viele mythische und archaische Bräuche bestimmen noch immer das tägliche Leben der Cabécar, der mit 17.000 Mitgliedern größten indigenen Gruppe Costa Ricas. Willst Du Angeln oder Jagen? Iss vorher keine scharfe Soße. Willst Du Alpträume vermeiden? Streiche dir Holzkohle ins Gesicht. Willst Du in den Wald gehen? Bedanke Dich vorher bei allen Seelen des Waldes. Erweise ihnen Respekt und frage nach Erlaubnis.
Rio Celeste Wasserfall
Bei einem kurzen Halt im Nationalpark Santa Rosa können wir den Rio Celeste-Wasserfall bestaunen. Er ist für viele der schönste Wasserfall Costa Ricas. Und das liegt vor allem an der Farbe seines intensiv hellblauen Wassers. Die Farbe des Rio Celeste entsteht durch die Streuung des Sonnenlichts an dem im Fluss schwebenden Alumosilikat. Die Ureinwohner glaubten, dass die Götter den Himmel blau färben und den Rio Celeste nutzen, um ihre Pinsel darin zu spülen.
Guanacaste Nationalpark
Auf der Rundwanderung Las Pailas im Nationalpark Guanacaste sehen wir in den ersten drei Stunden keinen Menschen, dafür umso mehr Tiere des tropischen Trockenwaldes. Wir beobachten ein Agouti beim Naschen von Obst. Sie gehören zu den Nagetieren und sind etwa so groß wie Biber. Unzählige orange-bunte Nymphalidenschmetterlinge kreuzen unseren Weg. Ein seltsamer Duft steigt in unsere Nasen: Schwefel. Ein paar Minuten später eröffnet sich uns ein unvergessliches Bild: Der Dschungel kocht! Fumarolen stoßen stinkige Dämpfe aus. Es zischt und blubbert aus Schlammlöchern.
Nahe eines Dampflochs im Trockenwald legen wir Rast ein. Dann erhalten wir Besuch. Es ist ein gemeiner Schwarzleguan, der auf der Suche nach einem Sonnenplatz sein Baumrefugium verlassen hat. Die Echse ist über einen Meter lang. Jäger schätzen sein Fleisch, es soll zarter sein als das von Hühnern.

La Tigra Rainforest Lodge
In der Lodge herrscht völlige Dunkelheit. Showtime für Adolfo Quesada, Manager und Führer von La Tigra. Im Kegel seiner Taschenlampe präsentiert er uns die Stars der Natur auf dem Gelände: Sanduhrenfrosch, Ochsenfrosch und Mahagoni Baumfrosch.
Am nächsten Morgen stapfen wir noch einmal tief in den Wald, vor der Sonne geschützt von mehr als siebzig verschiedenen Baumarten, darunter Fischschwanzpalmen, Zedrelen, Wanderpalmen und Regenbäumen. Wir bestaunen nimmermüde Blattschneideameisen, den truthahngroßen Rostbauchguan und fleißige Mariola-Bienen. Sie produzieren einen medizinischen Honig, der von vielen Ticos bei einer Vielzahl von Augenproblemen verwendet wird. Zudem wirkt er bei Heilung von Infektionen, Schmerzen, Atembeschwerden und als Antiseptikum bei Wunden.
Und dann, während des Abendessens, geht mein heimlicher Wunsch für diese Reise in Erfüllung: Ich bekomme einen Star des Landes vor die Linse: einen Rotaugenlaubfrosch
Adolfo führt uns zu dem Aufforstungsprojekt von La Tigra. Die Idee ist, einen so genannten biologischen Korridor zu schaffen, durch den getrennte Waldgebiete durch Aufforstung wieder miteinander verbunden werden. In den letzten Jahren wurden 46 Hektar geschützter Wald geschaffen und dank Spendengeldern mehr als 3.000 Bäume gepflanzt. Dieser neue Wald bietet einen wichtigen Schutz für die Tiere, die ihn durchqueren. Für die Wiederaufforstung werden nur einheimische, oft gefährdete Baumarten verwendet, wie die beiden Exemplare des endemischen und seltenen Tostado-Baums, die Annette heute pflanzt.
Und dann, beim Abendessen, geht mein heimlicher Wunsch für diese Reise endlich in Erfüllung. Ich bekomme den heimlichen Star des Landes vor die Linse: einen Rotaugenlaubfrosch. Ich stehe nur zwei Meter von unseren Tellern entfernt an einer Grünpflanze, neben mir steht Adolfo, der mit Schirm und Lampe assistiert. Den leuchtend roten Augen der Amphibie scheint nichts zu entgehen. Unzählige Male hat er mich schon angeschaut, von Postkarten, aus Bilderbüchern oder als Kuscheltier im Museumsshop. Endlich kann ich den Blick erwidern.
Besuche Costa Rica
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