Mit 4x4 Camper durch Vancouver Island
Into the Wild (2)
Es ist der 4. Oktober und Telegraph Cove feiert sein Saisonfinale. Jeder, der noch da ist, wird eingeladen, der Abschlussparty mit Speisen und Getränke beizuwohnen. Wir beschließen, die Party auszulassen und uns auf die Suche nach einem ruhigen Campingplatz zu machen. Backroad Mapbook schlägt Ida Lake vor. Anscheinend ist es ein begehrter Ort für Kajakfahrer, wir bekommen den letzten freien Platz. Die Spätnachmittagssonne scheint warm über den See. Merel, die vor kaltem Wasser nicht scheut, nimmt ein erfrischendes Bad. Am nächsten Morgen führt das Naturtheater ein fantastisches Ballett auf, inklusive Nebelvorhängen. Mit einer heißen Tasse Kaffee in der Hand beobachten wir den Nebeltanz. Ein schöner Start in einen langen Fahrtag nach Ucluelet auf der Westseite der Insel.
Ucluelet & Tofino
Zurück in die Zivilisation (und schnell wieder raus)
Ein Highlight für viele, aber ein Kulturschock für uns: Ucluelet und Tofino sind selbst im Oktober vollgestopft mit Wohnmobilen. Nach einem langen Fahrtag sind wir müde, also schnappen wir uns den erstbesten Campingplatz an der Bucht von Ucluelet. Dieser stellt sich als der teuerste Campingplatz der ganzen Reise heraus. Egal. Wir wollen uns ausruhen. Außerdem müssen wir unsere Jauchegrube namens WC entleeren, Wasser auffüllen und die Batterien aufladen, damit wir wieder drei Tage in der Natur überleben können. Das Backroad Mapbook ist nun auch unsere Bibel geworden. Merel öffnet behutsam das liebgewonnene gedruckte Heiligtum. “Da will ich hin!”, sagt sie und zeigt auf Secret Beach. Der Campingplatz liegt zwischen Nichts und Nirgendwo, hinter einem abgelegenen Indianerreservat. Ich schätze, dass wir auf den unbefestigen Straßen etwa zwei Stunden dahin brauchen werden. Schon düsen wir los.
Als wir mitten im Wald an einer T-Kreuzung ankommen, wirft Google Maps das Handtuch.
Für einen Moment bereue ich es, die GPS-Karten, die man zusätzlich zum Backroad Mapbook erwerben kann, nicht gekauft zu haben. Als wir mitten im Wald an eine T-Kreuzung gelangen, wirft Google Maps das Handtuch. Jetzt liegt die Wahl bei uns. Genauer gesagt, schiebe ich die Entscheidung auf Merel, die ich erwartungsvoll anblicke. Sie erwidert: “Nach links.” Nach fünf Kilometern wird die Straße schmaler und jetzt können wir auch nicht mehr wenden. Mal sehen, wo uns das hinführt.
Wir schauen uns etwas verirrt um. Dann kommt uns ein Auto entgegen. “Secret Beach? Hah, ihr fahrt in die falsche Richtung. Folgt mir!”, ruft dessen Fahrer, ein bärtiger Naturbursche im karierten Hemd. Ich spüre, dass wir jetzt richtig liegen und einen dummen Kommentar an Merel spare ich mir. Secret Beach Camp macht seinem Namen alle Ehre, so schwer wie er zu finden war.
Salzig-meerig mit etwas Bisswiderstand, begleitet von einem Blanc de Blancs, in dem eine Palette wilder Zitrusfrüchte mitschwingt.
Austern, Ebbe und Schwarzbären.
Merel ist die Erste, die den Schwarzbären sieht. “Oh. Da ist ja noch einer!?”, sagt sie etwas erschrocken. Der Campingplatz ist größer als wir dachten. Es gibt sogar einen Platzwart. Der erzählt uns sogar von drei Schwarzbären, die hier gerne aufkreuzen. “Aber habt keine Angst, die haben kein Interesse an Menschen. Na ja, bis jetzt jedenfalls.” Wir sind unsere letzte Nacht im Bärenland und sollten heute Nacht auf gar keinen Fall Essen herumstehen lassen. Unser Platz liegt direkt am Wasser mit Blick auf die Broken Islands. Merel nimmt ein Bad und tritt in etwas Scharfes. Austern. Hunderte! In zehn Minuten ernten wir ein Dutzend Austern. Merel hatte in weiser Voraussicht eine Flasche Weißwein in unserem Kühlschrank platziert. Das ist meine Frau! Die Austern schmecken köstlich: salzig-meerig mit etwas Bisswiderstand. Wir spülen sie mit einem edlen Blanc de Blancs herunter, in dem eine Palette wilder Zitrusfrüchte mitschwingt. Das Leben ist schön!
In der letzten Nacht waren die Wildtiere die Herren im Wald. Unser Schreck war ziemlich groß, als der Camper heftig hin und her wackelte, weil ein Bär auf der losen Treppe vor dem Eingang stand. Aber der Bursche war genauso schockiert – von unseren Schreien und Knallern, die ihn schnell wieder verscheuchten. Jetzt lachen wir darüber.
Merel kocht Eier und Speck zum Frühstück und ich bereite den Außentisch für das Frühstück vor. Eigentlich sollten wir schon daran gewöhnt sein, aber als plötzlich eine große schwarze Nase aus den Farnen heraussticht, überrascht mich das doch sehr. Ich schleiche mich die Treppe hoch und warne Merel. Der Bär bemerkt uns nicht und folgt einfach seiner Nase – in Richtung Speck! Ich filme, und Merel steht mit Bärenspray bereit. Im Gegensatz zu mir ist sie nicht beeindruckt und bleibt cool. Da bemerkt der Bär das potentielle Weltuntergangsszenario und zieht sich rasch zurück. “Sollen wir die Dunstabzugshaube vielleicht nächstes Mal auslassen, Schatz?” Zeit fürs Frühstück.
Am Ausgang vom Campingplatz winken wir noch einem Schwarzbären. Er steht auf seinen Hinterbeinen und ich erwarte fast, dass er zurückwinkt.
Dann wird uns ein kleines Dilemma bewusst: Wir haben nur noch zwei Tage, um die Fähre zu erreichen. Fahren wir Autobahn oder fahren querfeldein mit dem Risiko, den Rückflug zu verpassen? Wieder einmal bewähren sich das Backroad Mapbook und Google Maps und wir entscheiden uns für die wilde Route. No risk, no fun. Wir wollen doch noch einmal mitten in der Wildnis nächtigen.
Am Ausgang winken wir einem Schwarzbären zu. Er steht auf seinen Hinterbeinen und ich erwarte fast, dass er zurückwinkt. Südlich des Sproat Lakes versuchen wir, einen Campingplatz zu finden, aber die Straße wird immer steiler und schmaler. Schließlich sehen wir uns an und unsere Blicke sagen: zurück! Ich muss fast eine Meile rückwärts fahren, bevor wir umdrehen können. Es folgen zwei Stunden Fahrt zum China Creek Campground. Bei der Ankunft haben wir einen geschlossenen Campingplatz vor unserer Nase. Fahren wir jetzt weiter oder zurück? Ich schaue noch einmal auf die Karte. Da entdecke ich einen Platz auf halber Strecke im Grünen. Nochmal zwei Stunden entfernt. Letzte Chance. Also: weiter geht’s!
Nitinaht First Nation
Tief im Regenwald
Plan B: 2 Stunden Fahrt zum China Creek Campground vorbei an Port Alberni. Bei der Ankunft haben wir einen geschlossenen Campingplatz vor unserer Nase. Fahren wir jetzt weiter oder zurück? Ich schaue noch einmal auf die Karte. Da entdecke ich einen Platz auf halber Strecke im Grünen. Nochmal zwei Stunden entfernt. Letzte Chance. Also: weiter geht’s!
Auf dem Schild steht “Campingplatz geschlossen”
So tief sind wir auf dieser Reise noch nicht in den Regenwald eingedrungen. Es fängt an, zu regnen. Der Regen wird stärker und ich bin glücklich, dass wir einen Allradantrieb haben. Die schlammige Piste ist voller wassergefüllter Schlaglöcher und die rote Farbe unseres Campers wird zunehmend mit braunen Flecken verziert. Auf der Brücke über den Nitinat beobachten wir eine Lachswanderung. Zu hunderten ziehen sie zu ihren Laichgründen und eine Bärenmutter mit zwei Jungen ist mit Fischen beschäftigt. Die heutige Bärenzählung steht jetzt bei neun. “Campingplatz am 1. Oktober geschlossen” steht auf dem Straßenschild. Wir fahren weiter und landen in einem Indianerreservat. Die Chance auf einen schönen Campingplatz war schon am Schild dahin. Die Fahrt durchs traurige Reservat mit einer baufälligen Siedlung drückt die Stimmung weiter. “Irgendwo müssen wir doch schlafen”, sagt Merel. “Lass uns weiterfahren.” Etwas später fahren wir durch einen zauberhaft grünen Regenwald mit prächtigen Baumriesen. Das Tor steht offen. Yes! Wir haben den Nitinat Lake Campingplatz erreicht. Mehr noch, wir haben ihn ganz für uns allein und, ja, es ist der schönste Campingplatz dieser Reise! Ein Paradies.
So könnte dein Wildnis-Camp aussehen
Auf auf, ins Abenteuer. Mit deinem eigenen 4x4 Camper.
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