Sahara der Niederlande
Loonse & Drunense Duinen
Zehn Jahre lang erkundeten die niederländischen WideOyster-Mitarbeiter Bas van Oort und Dirk Wijnand de Jong die Welt, bis sie feststellten, dass sie ihr eigenes Land kaum kannten. Das Projekt ‘Expedition Backyard’ war geboren. In allen vier Jahreszeiten erkundeten sie ihre Heimat durch die Augen von Weltreisenden. Sie entdeckten Sümpfe, ungeahne Ecken und sogar eine echte Sandwüste.
Da stehen wir und bewundern einfach nur die Aussicht. Der Nebel, den wir im Wald auf unserer Haut spürten, treibt jetzt als milchiger Schleier über dem Sand. Wenn man lange genug hinstarrt, sieht man einen Geist, der langsam über die Heidepflanzen schwebt. Wirklich grandios wird diese Szene, als die Morgensonne hinter der Pflanzendecke emporsteigt. In nur einem Augenblick verwandelt sich die dunkle Ebene zu unseren Füßen in eine orangefarbene Welt, aus der verdrehte Baumstümpfe wie neugierige Phantome herausragen. Es fühlt sich an, als seien wir Darsteller eines Abenteuerfilms. Glückselig rennen wir den Hang hinunter und treten dabei den Sand in alle Richtungen weg.
Wenn man lange genug hinstarrt, sieht man einen Geist, der langsam über die Heidepflanzen schwebt.
Wir gehen weiter entlang des Waldrands. Ein paar hundert Meter weiter knickt der Weg plötzlichen nach rechts ab und offenbahrt ein noch größeres, längeres und hügeligeres Stück Wüste. Soweit unsere Augen sehen können, gibt es nichts als Sanddünen, einen Berg nach dem anderen, ständig wechselnde Hügel aus Milliarden von Sandkörnern. Es soll sieben Mal mehr Sterne im Universum geben als Sandkörner auf der Erde. Diese Tatsache kommt mir plötzlich in den Sinn, als ich, auf dem Gipfel einer Düne sitzend, eine ganze Galaxie aus meinen Schuhen schüttle.
SAHARA, PERU, BRABANT
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich das erste Mal eine ‘echte’ Wüste besuchte: die Sahara. Dort wachte in einem Beduinenzelt auf. Mikroskopisch kleine Sandkörner kribbelten in meiner Pofalte, verstopften mein Handy und – Wochen später, nachdem ich nach Hause zurückgekehrt war – kullerten sie noch in meinen Ohren. Am meisten beeindruckte mich ein Ausflug zu einer dreißig Meter hohen Düne. Plötzlich zog ein Sandsturm auf. Er verwischte in kürzester Zeit all meine Spuren und machte mich völlig orientierungslos. Egal in welche Richtung man auch schaute, der Horizont sah überall gleich aus.
Noch ein Wüstenerlebnis, diesmal Peru. Ein schimmerndes Objekt im Sand erregte meine Aufmerksamkeit. Ich näherte mich, erblickte Fleischreste, Kleidung an einigen Stellen. Es war das völlig intakte Skelett einer jungen Frau.
Ein schimmerndes Objekt im Sand erregte meine Aufmerksamkeit.
In Brabant steigt die Sonne, der Nebel verdunstet. Liva und ich verstauen unsere oberste Kleidungsschicht im Rucksack. Im Sommer kann die Tages- und Nachttemperatur hier um bis zu fünfzig Grad Celsius schwanken. Nicht umsonst wird es ‘Sahara von Brabant’ genannt. Keuchend ziehen wir weiter, der schimmernde Sand blendet uns wie ein Spiegel.
Entdecke die Niederlande
Die Heimat-Abenteuer von Bas van Oort und Dirk Wijnand de Jong kannst du hier verfolgen: instagram.com/expeditieachtertuin. Ihre schönsten Fotos und Geschichten haben es in einen coolen Bildband geschafft, der sich sogar in den Buchverkaufscharts ‘Bestseller60’ platzieren konnte. Auf 256 Seiten zeigt ‘Expedition Backyard’ Ungeahntes, Schönes und Magisches aus dem Heimatland der beiden Holländer. Hier bestellen zum Einführungspreis von 29,50 Euro.
Wir hören das ferne Tock, Tock, Tock eines Buntspechts. Und gleich darauf den unheilvollen Ruf eines Bussards, der am Himmel Kreise zieht.
Wir beschließen, uns im Schatten des Waldes abzukühlen. Es gibt keinen Pfad, dem wir folgen könnten, also tauchen wir irgendwo in den Wald ein. Wir passieren zwei riesige Tannenbäume und schreiten über einen Teppich aus abertausenden Kiefernzapfen. Ich liebe dieses Mysterium der Stille. Wenn irgendwo ein Ast knackt, springt dein Geist sofort in erhöhten Wachzustand. Wer weiß schon, welche Kreatur sich im Busch versteckt? Wir hören das ferne Tock, Tock, Tock eines Buntspechts. Und gleich darauf den unheilvollen Ruf eines Bussards, der am Himmel Kreise zieht.
Mein persönlicher Vogelbestimmungs-Service funktioniert so: Per Smartphone schicke ich drei oder vier Hinweise an meinen Bruder Gertjan. Zum Beispiel: “Kleiner, brauner Singvogel, auf Ast sitzend, hat einen Kamm” – und er antwortet sofort mit einem Foto der Heidelerche. Plus Infos über Ruf, Brutgebiete und Merkmale. Kurz bevor wir unsere Reise beenden, kreuzen drei Hirsche über einen Baumstamm springend unseren Weg. Mein Bruder schlaut mich mich auf: “Rehwild. Die können fürchterlich laut brüllen. Klingt wie Hund mit schlimmer Erkältung.”
Entdecke den Nationalpark ‘De Loonse & Drunense Duinen’