Nach einigen Saisons in den Alpen beschloss ein junger schwedischer Fotograf, seinen Standort zu wechseln. Er reiste mit einer Gruppe von Freunden nach Spanien. In den Pyrenäen wollte er Skifahren und sich seinen Lebensunterhalt mit Fotografie verdienen. Das war in den späten 80er Jahren. Was er damals noch nicht wusste: Er würde in Spanien bleiben und uns später mit inspirierenden Bildern von Sport und Natur erfreuen. Darf ich vorstellen: Mikael Helsing.
Fotografen-Portfolio
Mikael Helsing
Hallo Mikael, hie kommt es, dass ein Schwede in Spanien lebt?
Meine beiden großen Hobbys, die Fotografie und das Skifahren, haben mich nach Spanien gebracht. Ich lebte in Schweden und wollte fotografieren. Eine Reihe von Faktoren wie Kälte, kurze Tage und Mangel an Licht im Winter haben mich zum Reisen getrieben. So kam ich dazu, in den Alpen Skifahren zu lernen. Ich war meist an touristischen Orten. Um der Fotografie nachgehen zu können, musste ich einen ruhigeren Ort finden. Zurück in Schweden, nach der zweiten Skisaison in den Alpen, besuchte ich die spanische Botschaft in Stockholm, um Infos über Skigebiete der iberischen Halbinsel zu sammeln. Wegen ihrer vielen Sonnenstunden empfahl man mir die Sierra Nevada. Die Entfernung zu meinem Dorf in Schweden war beträchtlich: 4.500 km. Option zwei gefiel mir besser. Mit nur 3.500 km Entfernung etwas näher lag Baqueira-Beret. In der folgenden Wintersaison packte ich mein Auto mit Ski- und Fotoausrüstung und fuhr mit Kollegen nach Spanien.
Wann und wie hast du angefangen zu fotografieren?
In Schweden nahm ich an Abfahrtswettkämpfen teil. Meine sportlichen Leistungen waren nicht das, was ich erhoffte. Also fing ich an, Freunde beim Skifahren zu fotografieren. In der Rolle fühlte ich mich stetig wohler. Irgendwann sah ich eine Möglichkeit, nicht nur die Investition zu amortisieren, sondern auch Gewinne zu erzielen – und natürlich ein tolles Hobby zu leben.
Wann wurde dir klar, dass du ein Profi bist?
Nach ein paar Skisaisonen zeichnete sich ab, dass die Ergebnisse gut genug waren, um sie zu verkaufen und mit den etablierten Fotografen der Skiwelt zu konkurrieren. Ich habe sehr viel in Ausrüstung investiert, um höchstes Qualitätsniveau zu erreichen.
Ich habe fast alle möglichen Varianten der Fotografie durchlaufen – das hat meine Vision als Fotograf geprägt
Was sind deine Themen?
Alles rund um Sport und Natur. Außerdem muss ich als Fotograf mein ‚eigenes Ding‘ daraus machen können. Herausfordernde Shootings mit schwierigen Licht- oder Wetterverhältnissen motivieren mich. Gerne arbeite ich im Freien mit aufwendiger Blitzausrüstung. Die Beleuchtungstechnik hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Mittlerweile habe ich ein kompaktes Beleuchtungsset für Außenaufnahmen.
Ich betrachte mich selbst als Outdoor-Fotograf. Meine frühere Arbeit war vielfältig: Porträts, Studiofotografie, Sportveranstaltungen, Reisen, Werbung, Produkttests, Fahrräder, Motorräder, Autos usw. Meine Karriere ist ein einziger großer Fotografie Kurs. Ich habe fast alle möglichen Varianten der Fotografie durchlaufen – das hat meine Vision als Fotograf geprägt.
Was ist das Schwierigste daran, im Winter gute Fotos zu machen?
Was die Arbeit im Winter schwieriger macht sind die Rahmenbedingungen: Kälte, Feuchtigkeit, Beweglichkeit im Schnee. In den Bergen häufen sich im Winter die Schlechtwetter-Tage. Das verlangsamt die Produktion. Deshalb ist es sehr wichtig, die Aktivität, die man fotografiert, genau zu kennen, die wenigen guten Momente für Shooting zu identifizieren und zu nutzen.
In den Zeit der Analogkameras wurde oft über die Schwierigkeiten der Belichtung im Schnee gesprochen. Ich dagegen sehe Schneeflächen als wunderbare Reflektoren. Am Schnee prallt das Sonnenlicht ab beleuchtet die Szene zusätzlich. Ok, es stimmt, dass der Dynamikbereich der Kamera (das, was der Kamerasensor zwischen hellsten und dunkelsten Bereichen des Bildes erfasst) deutlich geringer ist als die persönliche Wahrnehmung. Für richtig belichtete Bilder muss man viel üben, experimentieren, ausprobieren, nachhelfen, z.B. mit Blitzen. Früher war das viel aufwändiger, weil man beim Shooting Einstellungen notieren und auf Ergebnisse ewig lange warten musste. Heute geht das mit Digitalkameras natürlich viel einfacher und schneller. Kurz gesagt, das Wichtigste an der Winterfotografie ist die richtige Wahl des Ortes, vollständige Ausrüstung und ein zuverlässiges, gut funktionierendes Team.
Du bist viel herumgekommen. Welches ist dein Lieblings-Winterreiseziel?
Ich habe kein bevorzugtes Reiseziel. Ich war schon an vielen wundervollen Orten und habe viel genossen. An manchen Orten ist das Licht wichtiger ist als an anderen, zum Beispiel im Norden Norwegens. Die Alpen überzeugen mit außergewöhnlicher Schneequalität. Die Pyrenäen haben diesen Mix aus unglaublichen Orten und fantastischem Licht, besonders im Dezember und Januar. Für jede Art von Arbeit existiert für mich ein Lieblingsort. Aber die verrate ich nicht. Streng geheim.
Was bietet dir Spanien als Land aus fotografischer Sicht?
Die große Vielfalt an Landschaften ist etwas Besonderes. Schneebedeckte Berge, unterschiedliche Wälder, Küsten in unendlicher Vielfalt, Inseln im Mittelmeer und im Atlantik, Wüsten, Flüsse, unglaubliche Felsformationen, unterschiedliche Dörfer. Ich kann nicht aufhören, über die unterschiedlichen Mikroklimata in den Regionen Spaniens zu sprechen. Meiner Meinung nach ist es eines der Länder mit der größten landschaftlichen und klimatischen Vielfalt, zumindest in Europa.
Was sind deine Schwächen?
Schwächen als Fotograf, puh. Unnötige Eile, ohne Zweifel. Ich arbeite seit vielen Jahren bei unterschiedlichsten Wettkämpfen und Veranstaltungen. Oft habe ich das Gefühl, dass ich meine Nerven überstrapaziere. Es gibt Momente, in denen ich nicht alles aus mir heraushole, was ich in mir habe.
Was möchtest du fotografisch noch lernen?
Zur Fotografie gehört der Einsatz von Werkzeugen wie Kamera, Objektiv, Lichtquelle, Bearbeitungsprogramm und deine Interpretation als Fotograf. Vorstellungskraft, Erfahrung und Wissen jedes Fotografen sind sehr subjektiv. Werkzeuge als auch Auge brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. Digitaltechnik entwickelt sich unglaublich schnell weiter. Auch Auge und Geist werden mit jeder Fotosession geschult. Mancher Fotografen zeichnet sich durch viel Fantasie aus, andere überzeugen durch ihr technisches Wissen.
Als ich in der Welt der Fotografie eintauchte, waren die Kameras noch analog. Seit über zwanzig Jahren ist alles digital und jedes neue Kameramodell übertrumpft ein altes. Objektive werden schneller und qualitativ hochwertiger, auch die Beleuchtungsausrüstung verbessert sich ständig.
Da muss man am Ball bleiben. Trends spielen auch eine Rolle. Um Eindruck zu schinden, braucht man diesen frischen Wind. Ich bin ständig auf der Suche nach Verbesserung meiner Arbeit. Fotografie entwickelt sich ständig weiter, als Fotograf muss ich mich da anpassen. Das braucht Neugier, Offenheit. Fotografie ist eine unendliche Reise
Fotografie-Workshops
Mikael Helsing bietet an verschiedenen Orten Spaniens Kurse und Workshops zu Landschaftsfotografie, Outdoor-Sport, Beleuchtung, Porträt, Post-Production usw. an. Ob zum Erlernen neuer Skills oder zum Perfektionieren seines Stils – von Mikael kannst du viel lernen.