Champagne Powder Supernova
Sunshine Village
Robuste Rockies, freundliche Kanadier. Und abseits der Piste ein Pulverschnee so leicht, dass du glaubst, du schwebst. Der Banff Nationalpark in Alberta, Kanada, ist ein Traumort für alle – vom Anfänger bis zum Profi – die mal was anderes wollen als die Alpen. “Wir rasen durch die Wälder, zwischen Bäumen hindurch und der Pulverschnee bläst uns um die Ohren.”
Ich bin ganz oben, am Anfang dessen, was man hier in Lake Louise eine Piste nennt. Unter mir eine Wand aus weißem Pulver. Mit einem durchschnittlichen Gefälle von 50 Grad. Sie hat den bezeichnenden Namen ‘Stampede’. Neben mir steht Kendra, ehemalige Weltmeisterin im Freeride und Big Mountain Ski. Ich fahre ja ganz gut Ski, das darf ich hier mal kurz erwähnen, aber diese Abfahrt hier, Junge, vor der habe ich Respekt. “Ist das machbar?”, frage ich mit etwas piepsender Stimme, wobei der piepsende Ton natürlich von der Eiseskälte, die meine Kehle befallen hat, herrührt. Minus 35 Grad ist keine Temperatur für Warmduscher. “Ja, sicher”, sagt Kendra und stürzt sich in den weißen Abgrund hinunter. Ich beobachte sie, wie sie spielerisch-anmutig wedelt und dabei eine Schneewolke aufwirft, die im kräftigen Sonnenlicht wie eine orangefarbene Flamme aufzulodern scheint. Ein paar Meter weiter bleibt Kendra stehen. “Kommst du noch?!”
Der Pulver- schnee ist leicht. Wedeln ist wesentlich leichter als im Tiefschnee der Alpen.
Dann springe ich auch. Der Pulverschnee ist leicht. Wedeln ist wesentlich leichter als im Tiefschnee der Alpen. Die Piste ist wild, fast grausam. Ich schaffe es gerade so, mich zu halten. Keuchend stoppe ich neben Kendra. “Geht’s dir gut?”, fragt sie. “Ich geb’ dir mal ein paar Tipps, damit du den Rest auch noch schaffst.” Ich nicke gehorsam. “Hast du ein Fahrrad? Halte beim Runterfahren deine Hände und Stöcke so als würdest einen Fahrrad-Lenker halten. So balancierst du deinen Körper direkt über deinem Schwerpunkt. Hab’ ein Auge darauf, dass du nicht zu weit hinten hängst. Sonst beschleunigst du und verlierst leicht die Kontrolle.
Die Piste ist wild, fast grausam. Ich schaffe es gerade so, mich zu halten.
Das ist die Kontrolle, die du für diese Art von Abfahrten brauchst. Deshalb musst du auch in jeder Kurve gut bremsen. Achte darauf, dass in einer Kurve die Spitzen deiner Skier nach oben zur Bergspitze zeigen. Auf diese Weise bremst du stärker. Nochmal versuchen?” So bremsen Sie am meisten. Nochmal versuchen?
Und es funktioniert. Ich fahre schon lange Jahre abseits der Pisten und dank dieser beiden einfachen Tipps klappt das auf einmal doppelt so gut. Herrlich!
Ich bin im Banff Nationalpark, Alberta, Kanada. Der Banff wurde 1883 gegründet und ist damit der älteste Nationalpark Kanadas und der dritt älteste Nationalpark der Welt. Der berühmte Yellowstone Park in den Vereinigten Staaten war mit seinem Geburtsjahr 1872 nur ein paar Jahre eher dran. Drei Bauarbeiter der Canadian Railway Pacific verliehen Banff den Status eines Nationalparks. Damals stießen die Männer beim Bau der Eisenbahn auf eine Höhle mit heißen Quellen. Damit hatte Banff seine erste touristische Sehenswürdigkeit. Und heute sind die Quellen immer noch eine der beliebtesten Attraktionen des Parks.
Große Seen, schroffe Berggipfel – ein Fließen und Glühen im steten Wechsel. Gletscher, riesige Wintersportgebiete, Eisebenen, Tundren, Bären, Elche. All das findet man hier in Hülle und Fülle.
Die kanadischen Rocky Mountains sind atemberaubend und Banff ist das Herz der kanadischen Rockies, hier an der Grenze der Provinzen Alberta und British Columbia. Große Seen, schroffe Berggipfel – ein Fließen und Glühen im steten Wechsel. Gletscher, riesige Wintersportgebiete, Eisebenen, Tundren, Bären, Elche. All das findet man hier in Hülle und Fülle.
In Banff, was sich über eine Fläche von 6.641 Quadratkilometern erstreckt, fühlt man sich wie ein Pionier. Nur mit dem Unterschied, dass sich der schlammige Handelsweg von einst in einen blitzsauberen Highway verwandelt hat. Die atemberaubende Aussicht ist dennoch unverändert. Und berührend. Kein Wunder, dass Banff als UNESCO Weltnaturerbe ausgezeichnet wurde. Das Gebiet liegt etwa neunzig Autominuten vom Flughafen Calgary entfernt, KLM fliegt täglich dorthin. Von Europa dauert der Flug nach Calgary etwa zehn Stunden. Das erscheint lang, aber KLMs Unterhaltungsprogramm an Bord lässt keine Langeweile aufkommen.
Auf dem Trans Canada Highway fährt man hin und wieder durch Dörfer, die stark an den Wilden Westen erinnern. Okay, damals hatten sie noch keine Neonlichter.
Auf dem Trans Canada Highway fährt man hin und wieder durch Dörfer, die stark an den Wilden Westen erinnern. Okay, damals hatten sie noch keine Neonlichter. Aber wenn man die wegdenkt, fühlt man sich wie in vergangenen Zeiten.
Banff, die Stadt selbst, ist ein wahrhaft amerikanisches Dorf. Nicht vergleichbar mit einem Ort aus den Alpen, aber danach suchen wir ja auch nicht. Wir sind hier, um Wintersport neu und anders zu erleben. Und ich bin sehr neugierig auf den Schnee, den sie hier ‘Champagnerpulver’ nennen. Es heißt sogar, es sei der beste Schnee der Welt. Sehr leicht, pulvrig und daher kaum fassbar. Der Traum derjenigen, die sich manchmal abseits der Piste wagen.
Banff verdankt seinen Status als Nationalpark drei Bauarbeitern der Canadian Railway Pacific. Sie stießen einst beim Bau der Eisenbahn auf eine Höhle mit
heißen Quellen
Sunshine Village ist mit Abstand das beste Skigebiet von Banff. Und es liegt ganz in der Nähe. Von Banff aus ist Sunshine Village mit häufig verkehrenden Shuttlebussen zu erreichen. Kostenlos. Auch die Wartezeiten an den Skiliften sind angenehm kurz. Und Gäste können auch kostenlos die Dienste von Skiführern in Anspruch nehmen. Danach kann man in den Alpen lange suchen. Die Skiführer begleiten kleine Gruppen gleichen Skifahr-Niveaus zu passenden Abfahrten und Pisten. Das ist der wohl beste Weg, um Bekanntschaft mit dem berühmten Champagner-Pulverschnee zu machen.
Im Sunshine Village kann man von Mitte November bis Ende Mai Ski fahren. Übrigens: In Kanada zählt man nicht – so wie man es aus Europa kennt – die Summe der Pistenkilometer für ein Wintersportgebiet, sondern die Summe der Skigebiete in Hektar. Kendra erklärt mir, warum. “Das liegt daran, dass du hier überall Ski fahren kannst. Die Skiwächter achten auf die Sicherheit, in dem sie allerorts Patrouille fahren.”
Das macht den Schnee der kanadischen Rockies so ikonisch: Champagnerpulver ist trockener und luftiger als normaler Schnee.
Sunshine Village umfasst offiziell 1.335 Hektar, was 13,35 Quadratkilometern entspricht. Das Gebiet erstreckt sich über drei Berge: Goats Eye Mountain, The Eagles und Lookout Mountain. 20 der Abfahrten sind für Anfänger geeignet, 55 für Fortgeschrittene und 25 für sehr Ambitionierte und Profis.
Die Luft ist herrlich frisch, der Schnee perfekt. Wir sind auf dem Weg zum ‘Delirium Dive’, eine der steilsten Abfahrten der Welt. Wir rasen durch die Wälder, zwischen Bäumen hindurch und der Pulverschnee bläst uns um die Ohren. Überall können dir hier Rentiere, Hirsche, Wölfe, Dickhornschafe, Ziegen, alle Arten von Nagetieren und sogar Grizzlybären begegnen. Ich hoffe jedenfalls, dass die Grizzlys schön im Winterschlaf bleiben.
Es ist göttlicher Schnee, den muss man einfach befahren. Egal, ob man nun Snowboarder oder Skifahrer ist. Kendra weiß warum: “Unser Champagnerpulver ist trockener und luftiger als normaler Schnee. Für eine Pfütze mit einer Tiefe von einem Zentimeter muss normalerweise 30 Zentimeter Schnee schmelzen. Bei Champagnerpulver ist das anders: Für die gleiche Menge Wasser wird 76 Zentimeter Champagnerpulver benötigt. Es ist also weitaus weniger Wasser im Schnee. Der Schnee in diesem Gebiet entsteht in großer Höhe, da ist es eisig kalt. So bleibt er besonders trocken und leicht.”
Der pulvrige Schnee schmilzt in meiner Nase und auf meiner warmen Haut. Leicht springend tanzen wir talwärts.
Nach ihrer Erklärung schießt Kendra einen jungfräulichen Pulverhang hinunter. Ich springe ihr nach. Der pulvrige Schnee schmilzt in meiner Nase und auf meiner warmen Haut. Leicht springend tanzen wir talwärts. Hinter uns, von unseren Skiern in den Schnee gekerbt: perfekte Achten. Meine Schlussfolgerung: Banff Nationalpark rockt. Ich bin total begeistert. Und das Champagnerpulver? Ich träume jede Nacht davon.
Skifahren in Banff
So gelangst du dorthin:
Flug nach Calgary. KLM fliegt täglich dorthin. Der Flug nach Calgary dauert ca. 10 Stunden. Das erscheint lang, aber KLMs Unterhaltungsprogramm an Bord lässt keine Langeweile aufkommen. Sunshine Village und Ski Norquay sind etwa eine Autostunde von Calgary entfernt. Für Lake Louise braucht man noch eine halbe Stunde länger. Und das ist keine Strafe, denn man fährt auf dem schönen Trans Canada Highway, da fühlt man sich ab und an wie im Wilden Westen. Und man wird mit sensationellen Ausblicken auf die Rocky Mountains belohnt.
Pistenlänge: 200 km, davon 22 Anfänger- und 78 Fortgeschrittenen-Pisten.
Anzahl der Lifte: 29. Anzahl der Abfahrten: 274. Längste Abfahrt: 8 km.
Es gibt drei Unterhaltungsparks in der Umgebung.
Kosten Skipass (3 Bereiche, 6 Tage): 450 Kanadische Dollar, ca. 320 Euro.
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