Der Traum jedes Abenteuerfotografen
Tauche tief in Belize ein
Als Abenteuerfotograf reiste Frits Meyst von WideOyster auf der Suche nach guten Geschichten rund um den Globus. Er dachte, er hätte schon alles gesehen. Aber da sollte er sich irren. Was er in Belize sah, ließ sein Fotografenherz höher schlagen: ein türkisfarbenes Korallenriff, in dem es von bunten Fischen, Adlerrochen, Walhaien und Seekühen nur so wimmelt. Unendliche Regenwälder mit kristallenen Flüssen und tiefen Höhlen. Mystische Maya-Ruinen und Siedlungen verschiedener Kulturen. Lehn’ dich zurück und mach’ dich bereit für den Trip, der Belize heißt.
Warum nicht mit einem Atoll beginnen? Das einzige Atoll in der Karibik mit dem Namen Glovers Reef besteht aus einem Kreis von Koralleninseln, die miteinander verwachsen sind und ein Riff und eine flache Lagune in der Mitte bilden. Daher sind die Gewässer ideal zum Kajakfahren. Ich kann dir versichern, dass die Übernachtung in einem mit Öllampen beleuchteten Zelt inmitten von Palmen das perfekte Setting ist, mein Abenteuer zu beginnen. In der milden Nachmittagssonne an eine Palme gelehnt mit einem Belikin in der Hand, dem Nationalbier von Belize, beobachte ich die Pelikane. Pfeilschnell stürzen sie ins Meer um sich an den Fischschwärmen, die am Riff hausen, zu laben.
Am nächsten Morgen heißt es früh aufstehen. Mike will unser Abendessen angeln gehen und ich werde ihn begleiten. Er steuert sein Boot auf einen Schwarm Pelikane zu und sagt mir, während er das nächste Netz auswirft: “Wo Pelikane sind, sind auch Fische.” Ich bemerke, wie klein die Fische sind. “Warte, das ist unser Köder!” antwortet Mike. Endlich fangen wir an zu fischen. Nach einer Stunde haben wir genug Rote Schnapper gefangen, um unser gesamtes Camp zu versorgen. Mike schneidet ein Filet heraus und hängt es an einen größeren Haken. Mike fährt und ich fische, während wir sanft über das Riff gleiten. “Ich hab’ was!”, ich ziehe so fest ich kann an der Schnur, aber ohne Erfolg. “Dein Abendessen musst du dir erst mal erarbeiten!”, lacht Mike. Nach einem kleinen Kampf gelingt es uns, einen großen Barrakuda zu fangen. Mike ist begeistert von unserem Fang. Er ruft: “Wir haben mit einer Sardine angefangen und jetzt haben wir einen Barrakuda, was will man mehr?” Ich sage: “Kajak fahren?” Deshalb bin ich ja hier.
“Wir haben mit einer Sardine angefangen und jetzt haben wir einen Barrakuda, was will man mehr?”
Zum Schnorcheln paddeln wir nach Middle Caye, das etwa eine Stunde von unserem Camp entfernt ist. Im ruhigen, türkisfarbenen Wasser finden wir schnell unseren Rhythmus. Adlerrochen huschen unter unseren Kajaks hindurch. Sie sind nicht an Menschen gewöhnt, denn nur wenige besuchen dieses Meeresschutzgebiet, das sie vor Überfischung schützt. Mit deren Auswirkungen werden wir später konfrontiert, als wir mit Schnorcheln und Tauchmasken abtauchen.
Hunderte von Fischen bewegen sich leise durch die bunten Korallenstöcke. Als ich zu nahe herankomme, steckt eine große grüne Muräne ihren Kopf aus einem Spalt in der Koralle und entblößt ihre messerscharfen Zähne. Lange schwimmt eine Meeresschildkröte neben uns her. Weiter hinten lungert ein Barrakuda zwischen den Fächerkorallen und wartet darauf, vorbeischwimmende Fische zu überfallen.
Kajakfahren und Schnorcheln – die perfekte Kombination um diese Unterwasserwelt aus nächster Nähe zu erleben. Ich mache Fotos von einem Fischadler, der neugierig auf unser Mittagessen linst. Vorsichtig steigt er von seinem Sitzplatz in der Palme herunter, um es sich näher anzuschauen.
Kajakfahren und Schnorcheln – die perfekte Kombination um diese Unterwasserwelt aus nächster Nähe zu erleben
NASS WERDEN MIT DEN GROSSEN
Zwischen San Pedro und Caye Caulker liegt das Meeresschutzgebiet Hol Chan. Schnorcheln und Tauchen gehören zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Ein Katamaran brachte uns von San Pedro aus in Richtung “Shark Ray Alley”, dem Bereich des Reservats mit der höchsten Dichte an Ammenhaien und Stachelrochen. Sobald wir die Boje erreichen, strömen sie in auf unser Boot zu. Wir springen mit Schnorchel und Flossen über Bord, um einen besseren Blick auf diese freundlichen Tiere zu erhaschen. Sie sind fast sanftmütig, weil sie so an Menschen gewöhnt sind. Die riesigen Seebarsche und Muränen tragen dazu bei, dass man sich in diesem Gebiet wie in einem Freiluftzoo fühlt.
Im April und Mai folgt der Walhai, den Schnappern in das Gladden Spit Reserve
Belize ist Tummelplatz für mehrere riesige Meerestiere. Jedes Jahr im April und Mai bei Vollmond folgt der größte Fisch der Welt, der Walhai den Schnappern in das Gladden Spit Reserve, um sich fortzupflanzen. Diese bis zu zwölf Meter langen Haie ernähren sich von Plankton. Sie nutzen ihre Kiemen, um Fischeier herauszufiltern. Wenn du zu dieser Jahreszeit tauchen oder schnorcheln gehst, kannst du diese sanften Riesen bewundern.
Die Seekühe leben im Swallow Caye Wildlife Sanctuary. In diesen flachen Gewässern darf man sich nur mit einem Ruder oder Stock bewegen, da diese lustig aussehenden Seekühe häufig Opfer von Bootsschrauben werden. Auch in Hol Chan sind sie häufig anzutreffen.
CAVES BRANCHE
Der Hummingbird Highway, eine der malerischsten Autobahnen von Belize, schlängelt sich durch den Regenwald, vorbei an kleinen Gemeinden mit farbenfrohen Häusern. Unser Fahrzeug verlässt den Highway an einem Schild mit der Aufschrift “Caves Branch”. Wir wagen uns auf einer unbefestigten Straße weit in den Dschungel hinein.
Belize ist reich an Kalkstein, der die Fähigkeit hat, sich in Wasser aufzulösen und so riesige Höhlennetze zu bilden. Diese haben oft enorme Ausmaße, was manchmal das Dach zum Einstürzen bringt und ein “Sinkhole”, einen natürlichen Lichtschacht, entstehen lässt. Diese Höhlen waren für die alten Maya von großer Bedeutung.
Mit Helm, Stirnlampe, Schwimmweste und Kletterseil ausgerüstet folgen wir unserem Guide durch knietiefes Wasser über die Felsen. Wir betreten die “Kathedrale”. Riesige lange Stalaktiten hängen wie Orgelpfeifen von der Decke herab. Ich folge den Anweisungen unseres Maya-Führers Ching, damit ich nichts zerstöre.
Vor zweitausend Jahren herrschten hier die Maya-Priester. Menschen wurden geopfert um die Göttern zu besänftigen
Er erklärt: “Eine solche Formation braucht Zehntausende von Jahren, um sich aufzubauen. Ein einziger Fehltritt zerstört Jahrtausende ihres Wachstums. Daher nehmen wir nur kleine Gruppen mit. Und: Insektenspray und Sonnencreme sind hier verboten.” Das sehr sensible Leben in diesen Höhlen wird durch diese Gifte gestört und vernichtet.
Nach einem kurzen Aufstieg zu einem höhergelegenen Pfad entdecken wir Töpfe und Knochen. Vor zweitausend Jahren herrschten hier die Maya-Priester. Menschen wurden geopfert um die Göttern zu besänftigen. Ich schaudere bei dieser Vorstellung und bin erleichtert, als ich wenig später den landschaftlichen Höhepunkt erreiche: die Wasserfälle.
Noch nie erklomm ich einen Wasserfall in einer Höhle, aber jetzt werde ich es tun. Drei von uns stellen sich der Herausforderung. In einer Art Indoor-Canyoning kraxeln wir am Wasserfall entlang nach oben. Dann lassen wir uns mit Seilen gesichert wieder herunter. Was nicht minder anstrengend ist.
GEHEIME FÄLLE
Während ich unter den Secret Falls stehe, das Wasser um mich herum tobt und mir vom Champagner leicht schwindelig wird, denke ich mir, dass Abenteuer nicht immer extrem sein müssen. Wir befinden uns auf dem 7.200 Hektar großen Privatanwesen Hidden Valley Inn in Belize. Das Anwesen liegt inmitten der 145 km langen Spazier- und Wanderwege der Pine Ridge, einer mit Nadelbäumen bewachsenen Bergkette im Cayo District. Wir wandern eine Viertelstunde durch den Wald, bis wir auf einen Pool stoßen. Der Tisch ist liebevoll für das Mittagessen gedeckt, sogar mit Tischtuch. Daneben steht eine Kühlbox mit einer Flasche Champagner. Niemand ist zu sehen. Wir sind ganz alleine um diesen herrlichen Flecken Erde in uns aufzunehmen. Nur ein Walkie-Talkie liegt bereit, um anzusagen, wenn wir wieder zur Lodge zurückkehren wollen.
BARTON CREEK
Am nächsten Tag entdecken wir eine weitere unberührte Schönheit, als wir an Plantagen vorbeifahren. Der Barton Creek ist ein kristallklarer Fluss, der auf 10 Kilometern unterirdisch fließt. Wir steigen in ein Kanu und gleiten vorsichtig in die düstere Tiefe hinein. Suchscheinwerfer an. Im starken Lichtkegel schimmert das Wasser milchig. Wir paddeln von einer Stalaktiten-Schönheit zur nächsten, während wir versuchen uns dabei nicht den Kopf zu stoßen. Denn der Wasserstand ist ziemlich hoch. Und auch unter der Wasseroberfläche liegt ein Garten Eden voller Schätze. Sie sind bereit, entdeckt zu werden.
Wir steigen in ein Kanu und gleiten vorsichtig in die düstere Tiefe hinein
BRINGE DEINEN MOHO ZUM LAUFEN
Das kühle Wasser des Moho-Flusses im Süden des Landes zieht uns in seinen Bann. Unsere Flussreise beginnt in Santa Teresa. Die Maya-Stadt ist nur eine Autostunde auf unbefestigten Straßen von der zivilisierten Welt entfernt. Sie besteht aus Holzhäusern mit Palmblattdächern und Stampflehmböden. Kinder spielen inmitten von Schweinen, Hühnern und Truthähnen.
Wir suchten nach dem malerischsten Flussabschnitt, auf dem man Kajak fahren kann, ohne auf zu viel Wildwasser zu stoßen. Der Dschungel wird für drei Tage unser Zuhause auf dieser erstaunlichen Expedition sein. Wir werden den Moho-Fluss in aufblasbaren Expeditionskajaks mit Sue, einer zertifizierten Kajakführerin aus den USA, Pedro, unserem lokalen Maya-Führer und seinem Bruder Mario hinunterpaddeln.
Der Fluss besteht aus “Drop Pools”, in denen das Wasser eine Zeit lang sanft fließt, bevor es abrupt in eine Kaskade übergeht und dann weiterströmt. Obwohl ich es noch nicht sehen kann, höre ich definitiv Wildwasser, als wir mit dem Kajak auf eine Flussbiegung zusteuern.
Mein Herz klopft, und mein Stresspegel steigt. Vor dem Abgrund stoppt Pedro und weist uns, über den Lärm hinweg schreiend an: “Überholt mich links und biegt dann unten scharf rechts ab, sonst trefft ihr einen dieser Baumstämme.” Vorsichtig paddele ich zum Rand hinüber, aber da ist immer noch nichts. Plötzlich stehe ich an der Kante und bin kurz davor zu fallen.
Vor mir schreit Mario “yeeehaaaaa!”, bevor er wild nach rechts paddelt und im folgenden Flussabschnitt landet. Wir haben es geschafft. Wie aufregend war die Fahrt durch das Wasser. Aber es war nur eine kleine Stromschnelle. Am Ende des zweiten Tages sind wir geübte Kajakfahrer und können problemlos Wasserfälle mit Namen wie Machaka Falls, Bucking Falls und Monkey Falls durchfahren.
CAYE CAULKER: DIE ENTSPANNTESTE INSEL
Hippies, Rastas und Backpacker sind auf der unbefestigten Hauptstraße dieser autofreien Insel anzutreffen. Auf der Suche nach dem perfekten Sonnenuntergang schlendern sie barfuß, mit dem Fahrrad oder auch mal auf Golfwagen an den quirligen Geschäften, Bars und Restaurants vorbei. Ein fantastischer Ort, um meine Reise abzuschließen.
Zum letzten Mal genieße ich den Sonnenuntergang über der Karibik. Mit einem “Panty Ripper” (Kokosnuss-Rum, Ananassaft und ein Spritzer Grenadine) an den Lippen, sitze ich vor einer Strandhütte und lasse die vergangenen zwei Wochen Revue passieren. Belize ist der wahr gewordene Traum eines jeden Reisenden. “Ich komme zurück! You better Belize it!”
Greif dir
das Leben
in Belize
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