Tirols Metropole
Wanderstiefel und Highheels
Der Ort, in dem Stadt und Berge natürlich miteinander verschmelzen, nennt sich Innsbruck. Trotz aller Kontraste – Flanieren versus Klettern, Shopping contra Downhill biken oder ‘Faulenzen in einer Sky-Bar’ gegen ‘Auf einer Hütte Speckknödel essen’ – es harmoniert alles in Tirols Szene-Hauptstadt.
Nur einen Steinwurf entfernt von der klassischen Hofburg mit extravagantem Sissi-Interieur steigt man in den futuristischen Bahnhof der Nordkettenbahn. Das ist eine Straßenbahn, die einen am glitzernden Swarovski-Shop vorbei direkt in die raue Bergwelt von Seegrube (1.905 m) und Hafelekar (2.334 m) fährt. Aus den High Heels in die Wanderstiefel in nur zwanzig Minuten.
Die Stationen, die wir durchfahren, sind Moderne Kunst pur, gestaltet von Zaha Hadid, die auch für die Skisprungschanze der Stadt verantwortlich war. Es scheint, als wechselten sich auf der Fahrt Raumschiffe mit Gletschern ab. In der Bergwelt angekommen, ergreift einen der Schwindel: Auf einer sonnigen Bank sitzend oder am Klettersteig hängend, schaut man direkt auf das Stadtzentrum. Dazwischen liegen fast 2.000 Meter Höhenunterschied.
Das Gehirn schaltet in den höchsten Gang, um die Kontraste zu verarbeiten: Oben klettern Steinböcke an den steilen Felsen; unten drängen sich Touristen um das Goldene Dachl – dem spätgotischen Prunkerker am Neuen Hof. Oben pfeifen Murmeltiere im Wind; unten begleiten Hip-Hop-Klänge die Skater auf dem Landhausplatz. Oben blickt man auf die unglaublichen Gipfel der Alpen; unten spiegeln sich barocke Stadtpaläste in den Glasfassaden moderner Bauwerke.
Bäm! Was für ein Ausblick! Atme tief durch.
Von vielen Eindrücken leicht verwirrt, fahre ich zurück ins Tal. Voller Neugierde habe ich einen der sieben “Spaziergänge zur Erkundung” auf mein Smartphone geladen. Die App führt mich in Richtung modernes Innsbruck. Neben der klassischen Geschichte der Kaiser und Kaiserinnen lockt die Stadt auch mit angesagten Bezirken, in denen sich viele junge Einwohner tummeln.
Noch lenkt mich mein Spaziergang durch das historische Herz der Stadt. Hier offenbart sich die strenge Gestaltung des Hauses der Musik, direkt gegenüber der traditionellen Hofburg liegend. Die kleine Rathausgalerie enttäuscht jedoch. Einkaufszentren niederländischer Provinzstädte bieten aufregendere Shoppingerlebnisse.
Warte. Schnappe dir den Aufzug in die oberste Etage. Schreite durch die Glastür der Bar 360° und dann: Bäm! Was für ein Ausblick! Atme tief durch. Nimm Platz auf dem Lounge-Sofa, genieße einem Preiselbeeren-Gin Tonic und schau’ dich um. Die komplette Welt von Stadt und Bergen spiegelt sich in den Fenstern der runden Bar 360°. Da steht der Stadtturm, 1440 erbaut. Dort die saftigen Grünanlagen des Hofgartens. Auf der anderen Seite thront die Bergisel-Sprungschanze. Nicht weit davon lädt das Museum für Tiroler Geschichte ein.
Jetzt, am Ende des Tages, geht es in der Restaurant-Bar geschäftig zu. Das überrascht nicht. Weiße Alpengipfel am Horizont und eine pastellfarbene Stadt zu Füßen. Kann man sich einen besseren Ort für ein Abendessen vorstellen?
Einen Tag später transportiert mich der kostenlose Pendelbus von der Innenstadt in das Dorf Mutters. Mein Rad nehme ich im Gepäckabteil mit. Alte Bauernhöfe schmücken die Dorfmitte. Hier zeigt sich das klassische Tirol: Holzbalkone, Wandmalereien, Brunnen. Und die unvermeidlichen Geranien.
Etwas außerhalb von Mutters schweben Wanderer und Mountainbiker per Standseilbahn auf die Mutterer Alm, am Fuße der Nockspitze (2.403 m). Auf der Alm lädt der Bikepark Innsbruck ein. Fünf Strecken, ein Übungsgelände und ein Kinderterrain bieten viel Abwechslung für Zweiradfreunde.
Helm, Protektoren, hochkonzentrierte Augen: Downhill-Biker
Downhiller, die Bergabfahrt-Freaks der Fahrradfahrer, sehen aus wie Motorcross Fahrer: Helm, Protektoren, hochkonzentrierte Augen. Radexperte Erich betont: “Downhill ist schon ‘was für alle Radfahrer. Man muss es halt nur mal machen.” Ich mach’s jetzt. Erichs letzter Ratschlag hallt in meinem Kopf: ‘Nicht bremsen. Lenken!’
Die erste Abfahrt ist zum Ausprobieren und Eingrooven. Laaaangsam. Ich fokussiere mich nur auf die zwei bis drei Meter vor meinem Rad. Lenken! Die Landschaft ringsherum spielt keine Rolle. Der zweite Lauf ist entspannter. Erst im dritten gewinne ich Selbstvertrauen. Ein paar Mal lösen sich meine Finger ganz von den Bremsen. Ein paar Mal erheische ich einen Blick aufs Tal.
Gebratener Forelle mit Spargel-Gröstl? Oder Tomaten-Fenchel-Risotto mit Garnelen?
Das Treibhaus ist seit Jahren eine angesagte alternative Adresse. Hier bestellt man ein Tiroler Gröstl oder türkischen Durum und genießt seine Wahl inmitten des Trubels aus Studenten, Hipstern, Geschäftsleuten, Künstlern und Müttern mit Kinderwagen.
Innsbruck ist keine Michelin-Stern-Stadt wie Wien oder Salzburg. In der Tiroler Mini-Metropole mag man eine gute, ehrliche, regionale Küche. Manchmal traditionell, manchmal modernisiert. Letzteres findet man bei Elisabeth Geisler und Irmgard Sitzwohl. Im ihrem minimalistisch eingerichteten Restaurant bereiten sie Gerichte zu, inspiriert von regionaler und mediterraner Küche. Wie wäre es mit einer gebratener Forelle mit Spargel-Gröstl? Oder einem Tomaten-Fenchel-Risotto mit Garnelen?
Innsbruck hat alle Vorteile einer echten Stadt. Wenn du Menschenmassen satt hast, bist du in nur 15 Minuten in der Natur.
Am späten Vormittag verlasse ich die Stadt zu Fuß und stapfe in die Berge. Noch spüre ich die schillernde Stadt hinter meinem Rücken. Dann, zwischen den Kühen und ihren Glocken, verliert sich mein Kopf langsam. Mein Weg ist beliebt bei vielen Innsbruckern. Er bietet Ruhe, inmitten dicker Bäume, hohem Gras, weichen Wegen und plätschernder Gebirgsbäche.
Noch spüre ich die schillernde Stadt hinter meinem Rücken. Dann, zwischen den Kühen und ihren Glocken, verliert sich langsam mein Kopf.
Die Stirn voller Schweißperlen erblicke ich mein Ziel: die Berghütte der Arzler Alm auf 1.067 Metern. Eine Berghütte inklusive deftiger Küche. Die Speckknödel und hausgemachten Kuchen der Speisekarte regen meinen Appetit an. Ich lausche den Gesprächen am Nachbartisch und erfahre, dass vielleicht gleich jemand sein Akkordeon zückt, um Tiroler Lieder über Kufstein und Edelweiß zu spielen. Ich genieße meine Pause inmitten von Rentnern, E-Mountainbikefahrern und Müttern, die sich mit Kinderwägen hier hoch gekämpft haben.
Ein großer Baum spendet uns Buntgemischten kühlenden Schatten. Mit Blick auf das Inntal und die südlich gelegenen Berge diskutieren zwei junge Kreative hinter ihren Laptops. In der Ferne stimmt ein Wanderverein älterer Menschen ein Berglied an. Zwei Mountainbiker pesen auf ihren gefederten Maschinen vorbei. Ein betagter Wandersmann betritt behutsam die Terrasse: ‘Griass Gott’.
Welcome Card & kostenlose öffentliche Verkehrsmittel
Neu ab Sommer 2020: Kostenloser Nachverkehr mit der ‘Welcome Card’. Wer mindestens zwei Nächte in einem der Partnerherbergen verbringt, hat Anspruch auf die ‘Welcome Card’. Sie bietet Gratiszugang und Ermäßigungen bei vielen Attraktionen. Wer mindestens drei Nächte bleibt, erhält die ‘Welcome Card Plus’, die noch mehr Vorteile bietet. Für Besucher, die auch andere Orte Tirols besuchen möchten, eignet sich die ‘Welcome Card Unlimited’ (Erwachsene 65 €, Kinder 32 €). Wenn du z.B. nur einen Tag ins Ötzal fährst (z.B. in die James Bond Erlebniswelt ‚007 Elements‘ und in den Erlebnispark), zahlt sich diese Karte bereits aus.
Innsbruck Card Light
Die Innsbruck Card Light ist die Wahl für dich, wenn du nur kurz in der Stadt bist und dennoch viel sehen möchtest. Für 32 € erhältst du fast alle Vorteile der vollen Innsbruck Card: kostenlose Führungen, Fahrradverleih für drei Stunden und Zugang zu Attraktionen wie Hofburg, Goldenes Dachl, Tirol Panorama und Schloss Ambras. Lediglich der Eintritt für Swarovski in Wattens und die Hungerburgbahn sind nicht enthalten, aber du erhältst eine Ermäßigung. Mit der Innsbruck Card Light kannst du die öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt nutzen sowie für Fahrten nach Mutters und Igls.