Auf der Suche nach Bär, Fischadler und Elch
Wildes Schweden
© Bär Foto von Sara Wennerqvist
Ab Mittelschweden begegnest du immer weniger Menschen, dafür aber immer mehr Tieren. Elche, Braunbären, Wölfe, Luchse, Dachse, Vielfraße und Fischadler. Um nur wenige zu nennen. Warum nach Afrika fahren, wenn man in Schweden auf Safari gehen kann?
Jetzt, mit vier Personen, ist es eng im Beobachtungshäuschen. Und dann muss man noch leise sein. Aber nur so bekommt man die Chance, einen Braunbären zu sichten. Oder einen Vielfraß, Dachs oder Wolf. Alle leben sie hier, in den Wäldern Mittelschwedens. “Pssssst”, zischt Fotograf Frits, als ich geräuschvoll eine Getränkedose öffne. Sein Blick fixiert pausenlos den Sucher seiner Kamera mit dem Mega-Objektiv. Er will kein Tier verpassen. “Sorry”, murmle ich. Ich schaue mit dem Fernglas durch die schmalen Sichtfenster. Großwild kann ich zwar nicht sehen, dafür huschen andere Waldbewohner vorbei. Zwei Eichhörnchen spielen weniger als drei Meter von der Wildhütte entfernt Fangen. Als sie auf den Baum klettern, erkennen zwei kleine Mäuse ihre Chance und knabbern etwas von den Körnern, die wir als strategischen Köder um die Hütte verstreut haben. Ein Buntspecht hängt an einem Baumstamm, Schwerkraft ignorierend. Er dreht seinen Kopf in unsere Richtung und es scheint, als schaue er mich direkt an. Ein Stück weiter landet ein majestätischer Bussard elegant auf einem Ast und schaut sich um. Die untergehende Sonne streut goldene Lichtstrahlen über Äste und Baumkronen. Ob wir noch Besuch von einem Braunbär bekommen?
DAS BÄRENVERSTECK
Unsere erste Safari findet in der Beobachtungshütte statt. “Die Chancen, einen Bären zu erspähen, sind groß. Vorausgesetzt, man verhält sich ruhig”, sagt Sylvia Adams von Amazing Nature Scandinavia. Dann schließt sie uns in der Hütte ein. “Gier in Gästrikland gibt’ die besten Voraussetzungen, die lebende Version eines Teddybären zu sehen. Aber … die Tiere sind wirklich scheu.” Sie zuckt mit den Schultern.
Übrigens: Solltest du alleine unterwegs sein und trotzdem auf einen Bären stoßen … Renn. Nicht. Weg. Bleib ruhig stehen. In den meisten Fällen wird der Bär nichts tun. Weglaufen ist nicht sinnvoll. Ein Bär kann über kurze Distanzen bis zu 50 km/h erreichen ‑ und du willst dich doch nicht mit einem 300-Kilo-Wettbewerber messen, oder? Im Herbst und Winter tendieren die Sichtungschancen gegen Null, denn dann halten Bären Winterschlaf.
“Die Chance, einen Bären zu sehen, ist groß. Vorausgesetzt, Ihr seid still”
Der Bär mag die Nummer eins unter Schwedens Großwild sein, doch die anderen fünf Tiere können sich auch sehen lassen. So lebt auch der schwedische Wolf hier in Mittelschweden. Die Population zählt 400 bis 500 Tiere. Wie der Bär ist auch er scheu. Gut getarnt geht er hauptsächlich nachts auf Jagd. Damit ist es eine echte Herausforderung, ein Exemplar zu entdecken. Die Chance, sein Heulen zu hören, ist viel größer.
VIELFRASS
Weniger bekannt als Wolf und Bär ist der Vielfraß. Schweden zählt etwa 700 Exemplare. Der Vielfraß wird von manchen als große Bruder des Wiesels bezeichnet. Schafzüchter mögen ihn gar nicht, denn die wolligen Tiere stehen weit oben auf seinem Beuteplan. “Vielfraße warten nicht auf Beute, sie suchen aktiv nach ihr.”, sagt Sylvia. “Große Beutetiere wie Rentiere, Hirsche und Schafe fängt er hauptsächlich im Winter. Im Schnee kommt der Vielfraß schneller voran als seine Beute. Im Sommer ist er nicht der beste Jäger, dann trabt er vergleichsweise langsam und macht viel Lärm. Der wilde Kerl nimmt es sogar mit Bären und Wölfen auf und kann ihnen gefährlich werden.”
Es wiehert, schnaubt und knurrt – ein Dachs ist in der Nähe!
TREFFEN MIT DEM DACHS
Inzwischen ist es tief in der Nacht. Meister Petz hat sich nicht blicken lassen. Ich döse im Etagenbett. “Hej, pssssst”, zischt meine Freundin Silvia. “Komm’ her!” So geräuschlos wie möglich rutsche ich aus dem Bett. “Schau”, sagt sie, “ein Dachs!” Ich spähe durchs Fenster und ernenn in der Dunkelheit eine Bewegung. Wir leuchten ein wenig, und dann ist der Dachs im Lichtkegel gut zu sehen: Es ist ein Prachtexemplare mit breitem Kopf, schwarz-weißen Streifen, stämmig gebautem Körper, kurzen Beinen und buschig-breitem Stummelschwanz. Ungestört schnabuliert er das ausgelegte Korn. Dachse sind Allesfresser, schlechte Jäger und nehmen mit allem Vorlieb, was sie direkt vor ihrer Nase finden.
Der Dachs verlässt in der Dämmerung seinen Bau, um nach Nahrung zu suchen. Dafür entfernt er bis zu vier Kilometer von seinem Bau. Der scheue Waldbewohner fristet ein überwiegend lautloses Dasein. Mit ein wenig Glück kann man ihn dabei beobachten, wenn er eine Ausnahme macht. Wir haben Glück – und hören den Dach wiehern, schnauben und knurren – und können unser Lachen nur angestrengt unterdrücken.
Unser großer Freund, der Bär, taucht nicht auf. Am nächsten Tag erfahren wir warum. Der andere Große, der Wolf, hat an unser Hüttchen uriniert und damit sein Revier markiert. Der Bär respektiert das. Und bleibt auf Abstand
ZOOLOGISCHER SUPERSTAR
Nach unserer Nacht in der Wildhütte fahren wir weiter zu einem schönen Ort namens Kloten. Und der eignet sich besonders gut für unsere nächste Safari. Der Elch ist vielleicht nicht das gefährlichste Tier Schwedens, aber er ist definitiv ein zoologischer Superstar. Man könnte ihn als Maskottchen Schwedens bezeichnen. Er prangt von Autoaufklebern, T-Shirts und Ofenhandschuhen.
Schwedens Raubtiere sind nicht leicht zu entdecken, das haben wir gelernt. Die Chancen, einen Elch auf einer Elchsafari zu erblicken, sind hingegen groß. Unser Elchführer Mikael garantiert es sogar. “Elche leben überall in Schweden. Im Sommer gibt es etwa 300.000 bis 400.000 Tiere”, sagt er, eindrucksvoll gekleidet in einen kompletten Elchlederanzug. “Erwarte jetzt aber nicht, dass an jeder Ecke ein Elch wartet. Du musst schon einige Zeit im Wald verbringen. Oder offenes Gelände beobachten.” Der Weg in den Wald ist weit. Daher findet die Safari mit dem Auto statt. Mikael kennt die Gegend wie kein anderer. Sobald er die Präsenz eines Elchs spürt, bremst er ab. “Schaut mal da drüben”, zeigt Stan, der Videomann. Schade, dieser Elch ist zu schnell für und verschwindet nach Sekunden im Dickicht.
Die Tiere starren uns an. Wir starren zurück
MENSCHEN DIE AUF ELCHE STARREN
Wenig später erreichen wir eine Lichtung. “Pssst”, sagt Mikael. “Wir steigen jetzt ganz leise aus dem Auto. Seid vorsichtig mit der Tür. Und nicht reden!” Wir sind so leise wie möglich. Auf dem Feld stehen vier beeindruckende Elche. Elche können bis zu 25 Jahre alt werden und eine Schulterhöhe von 2,10 Meter erreichen. Ein männlicher wiegt bis zu 850 kg. “Die sehen uns”, sagt Silvia. Ja, das tun sie. Sie haben uns entdeckt, aber sie laufen nicht weg. Die Tiere starren uns an. Wir starren zurück. Auch ein Reh späht zu uns herüber, schreit (ich wusste gar nicht, dass Rehe schreien), springt mit allen vier Beinen in die Luft und rennt davon. Nach einer Weile zotteln auch die Elche davon. Keine fünf Minuten später steht eine Mutter mit ihrem Kalb mitten auf der Straße. Und auch diese beiden laufen nicht weg. Sie starren uns an. Ich vermute, dass Elche denken, wir sehen sie nicht, wenn sie sich nicht bewegen. Nicht gerade die wirksamste Art, sich vor Jägern zu schützen.
Ein Fischadler stürzt kopfüber in die Tiefe, seine Fischbeute fokusierend. Kurz vorm Eintauchen bremst er abrupt ab. Dann packen seine messerscharfen Krallen zu
LEBENDIG UND GESUND
Wir sitzen an Deck des Exkursionsbootes und genießen die mächtigen Raubvögel in der Morgensonne. Unablässig kommen sie angeflogen, stürzen sich wie Ziegelsteine ins Wasser, um dann mit nasser Beute abzuziehen.
Schweigend strahlen wir uns an und staunen über dieses Naturschauspiel. Tiere in Aktion in freier Wildbahn zu sehen, ungestört von Menschenmengen – das ist etwas ganz Besonderes. In Mittelschweden ist die Wildnis lebendig und gesund.
Bist du auf der Suche nach Großwild?
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Amazing Nature Scandinavia bietet eine Reihe von Wildniserlebnissen, die für dich maßgeschneidert werden. Schau auf der Website nach deinem Lieblingstier. Wer auf Elchsafari geht, bekommt eine “Elchgarantie”. Die Chance, Bären in der Nähe der Hütte zu sehen, ist groß. Bist du schneller als dein Schatten? Dann bekommst du Adler im Flug vor die Linse. Rotkehlchen? Auch die gibt es in Mittelschweden.
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